Der Verein der Sternwarte Roßberg e.V. stellt sich vor
(von Martin Gammer; erschienen im VdS-Journal für Astronomie Nr. 77, 2/2021)
Im Jahr 2008 trafen sich acht von der Astronomie begeisterte Freunde in Cham/Oberpfalz, um einen Astroverein zu gründen. Diesem Entschluss gingen schon viele gemeinsame Treffen voraus, man traf sich zum Beobachten des Sternenhimmels an den Wochenenden mit den eigenen Teleskopen an geeigneten dunklen Orten im Landkreis. So entstand eine Gemeinschaft, die sich schnell darüber im Klaren war, dass man dieses schöne Hobby doch besser in einem Verein betreiben könnte. Am 14.03.2008 war es soweit, dass in Cham der Verein gegründet wurde. Als 1. Vorsitzender wurde Gerhard Pfeifer aus Furth im Wald gewählt, der dieses Amt bis 2014 versah. Der Verein wurde auf dem Namen: ,,Sternfreunde Cham e.V." getauft.
Die Gründungsmitglieder der Sternfreunde Cham um Gerhard Pfeifer (3. v.l., Bild: Chamer Zeitung vom 18. März 2008)
Schon in den ersten Monaten des Vereinsbestehens wurde von den Mitgliedern beschlossen, in den nächsten Jahren eine eigene Sternwarte zu bauen. Das Ziel war eine kleine Schiebedach-Sternwarte mit den Ausmaßen ca. 4,0 m x 8,0 m. In den folgenden Jahren wurde intensiv nach einem geeigneten Standort gesucht, der möglichst wenig Lichtverschmutzung, einen Rundumblick sowie eine akzeptable Verkehrsanbindung bzw. Zufahrt hatte. Nach zwei Jahren des Suchens wurde dem Verein seitens der Gemeinde Chamerau der Vorschlag gemacht, auf dem Roßberg (in knapp über 600 Meter Höhe) eine Sternwarte zu errichten. Der vom Bürgermeister vorgeschlagene Platz wurde als ideal befunden und da man sich mit dem Grundstückseigentümer auch schnell einig wurde, erwarb der Verein im Frühjahr 2011 das Grundstück mit 1.250 m2.
Nach dem Genehmigungsverfahren, das sich, da das Grundstück im Außenbereich war, in die Länge zog, konnte der Verein im August 2011 mit dem Bau der eigenen Sternwarte beginnen. Die Ausmaße der Sternwarte hatten sich inzwischen nach mehrmaligem Beraten auf 7 m x 13 m verändert und aus einer Schiebedach-Sternwarte wurde eine Sternwarte mit Kuppeldach. Hierzu hatte man sich einerseits wegen eventuell auftretenden Streulichts und andererseits aus Gründen des Windschutzes entschieden. Als Schirmherr des Projektes konnte Bundestagsmitglied Karl Holmeier gewonnen werden, der den Verein bei verschiedenen Genehmigungsverfahren auch tatkräftig unterstützen konnte.
Erste Betonarbeiten am Roßberg über Chamerau (Bild: Verein, 22. Juni 2012)
Der Bau wurde ausschließlich von Vereinsmitgliedern an Samstagen durchgeführt und zog sich deshalb ganze vier Jahre in die Länge. Nur die Betondecken und die Kuppel wurden von Fachfirmen gebaut. Da die Sternwarte durch Spenden finanziert werden musste und diese nur schleppend eingingen, zog sich auch dadurch bedingt die Fertigstellung hinaus. Man hatte sich aber keinen Termin gesetzt und stand somit auch nicht unter Termindruck. Hauptsache, die Sternwarte wurde irgendwann fertig.
Das neue Vereinsheim an der Sternwarte nimmt Formen an (Bild: Verein, 21. Oktober 2012)
Erst als ein Hauptsponsor gefunden wurde, ein Gründungsmitglied, das sich entschlossen hatte, dem Verein finanziell unter die Arme zu greifen, ging es mit dem Bau aufwärts. Der Traum der Mitglieder, ein 20-Zoll-Teleskop zu besitzen, wurde mit Dr. Eckhart von Deuster zur Wirklichkeit. Ein 20 Zoll Alluna RC auf einer 10 Micron GM4000-Montierung wurde das Herzstück der Anlage. Die Hälfte der Kosten für die Teleskopanlage übernahm das EU-Programm ,,LEADER". Die 4,20-m-Kuppel mit einem Öffnungsspalt von 1,70 m wurde von einer ortsansässigen Metallbaufirma zum Selbstkostenpreis angefertigt. Als Kuppelsteuerung wird eine Steuerung von Scope Dome verwendet, die sich über die Jahre als zuverlässig erwiesen hat.
Kuppel & das 20 Zoll-Spiegelteleskop von Alluna werden montiert (Bild: Verein, 28./29. Oktober 2014)
Die Kuppel hatte die Firma Metallbau Gruber/Cham zum Selbstkostenpreis angefertigt (Bild: Verein, Herbst 2014).
Da der Sitz des Vereins durch den Sternwartenbau in die Gemeinde Chamerau umgezogen war, wurde 2015 eine Namensänderung beschlossen: Seitdem heißt unser Verein ,,Verein der Sternwarte Roßberg e.V.". Am 17.09.2016 konnte die Sternwarte endlich eingeweiht werden. Natürlich waren Schirmherr, Landrat und Bürgermeister bei der feierlichen Eröffnung anwesend und gratulierten dem Verein und den Mitgliedern zu ihrer hervorragenden Arbeit und dem Gelingen des Vorhabens. Der seit 2014 amtierende Vorstand Martin Gammer dankte allen Mitgliedern für das außerordentliche Engagement, das sie in den letzten Jahren für den Verein aufgebracht hatten. Als Dank für den Hauptsponsor wurde die Sternwarte auf den Namen: ,,Dr. Eckhart von Deuster Sternwarte" getauft und der Name auf einem beleuchteten Metallschild, das außen an der Sternwarte angebracht ist, verewigt.
Endspurt! Die Sternwarte macht sich für die Eröffnung fein (Bild: Verein, 04. August 2016).
Eröffnung der Sternwarte Roßberg, v.l.: Dr. Eckart von Deuster (Hauptsponsor & Namensgeber), Martin Gammer (1. Vorsitzender), Uschi von Deuster (Hauptsponsorin), Stefan Graichen (Kassenwart), Isabella Bauer (LEADER-Managerin des Lkr. Cham), v.r.: Landrat Franz Löffler, Pfarrer Kilian Limbrunner, Bürgermeister Stefan Baumgartner, MdB Karl Holmeier (Bild: Chamer Zeitung vom 19. März 2016)
Seither ist die Sternwarte Anlaufpunkt für alle Astronomie-Interessierten in der Region und dient den Schulklassen im Landkreis zu Schulungszwecken. Das Vereinsziel für die nächsten Jahre ist es, eine Jugendgruppe aufzubauen. Verantwortliche sind bereits in den Schulen im Landkreis unterwegs, um für das Projekt in den Schulklassen zu werben. Für die nahe Zukunft ist eine weitere kleinere Schiebedach-Sternwarte geplant. Diese soll das Sonnenteleskop, ein Lunt 152 auf einer CGEM DX, das schon 2018 angeschafft wurde, beherbergen, sowie ein 16-Zoll Meade auf einer 100er-Fornax, welches dem Verein von einem Mitglied überlassen wurde.
Um noch mehr Platz zu schaffen, wurde 2019 ein Nachbargrundstück erworben. Der Verein kann nun knapp 3.000 m2 Grund sein Eigen nennen und ist gerüstet für jede Erweiterung der Sternwarte (Martin Gammer, 2021).
Die Sternwarte wächst und entwickelt sich weiter
Auch in den darauf folgenden Jahren ist die Sternwarte Roßberg, dank des unermüdlichen Einsatzes der vielen ehrenamtlichen Mitglieder, weiter gewachsen und hat ihr Angebot ausbauen können. Im Rahmen einer Förderung der ARGE-ILE für den ländlichen Raum konnte 2023 die Beobachtungs-Terrasse und der Parkplatz gepflastert werden - was wieder allesamt in Eigenleistung geschafft wurde.
Die Beobachtungs-Terrasse wird befestigt (Bild: Verein, 29. April 2023).
Der Parkplatz wird gepflastert (Bild: Verein, 08. Juli 2023).
Eine weitere ARGE-ILE-Förderung ermöglichte es dem Verein 2024, einigen regelmäßig immer wieder "einzumottenden" Teleskopen einen festen Platz zu bescheren. Bereits um eine Remote-Sternwarte (Rossberg II) erweitert, wurde dazu das Projekt eines Sonnenbeobachtungs-Observatoriums (Rossberg III) in Angriff genommen. Ziel war des, das vereinseigene Lunt 152 Sonnenteleskop in einer barrierefrei erreichbaren Schiebedach-Sternwarte unterzubringen. So konnte auch typischen "Tagesbesuchern" wie z.B. Schulklassen endlich stets ein Beobachtungs-Erlebnis vermittelt werden. Ebenso war es der Plan, das 16 Zoll-Spiegelteleskop LX200 von Meade in dem gleichen Gebäude unterzubringen, um mehrere Besuchern nachts gleichzeitig unterschiedliche Ziele beobachten zu lassen und dadurch Staus in der Kuppel zu vermeiden.
Fundament & Bodenplatte der Sonnen-Sternwarte (Rossberg III) werden angelegt (Bild: Verein, Sommer 2024).
Richtfest - am 24. August 2024 werden die in einem Stadel in der Umgebung über Monate millimetergenau angefertigten Einzelbauteile - Wände, Schiebedach, Klappelement - zusammengefügt (Bild: Verein, 24.08.2024).
Im Herbst 2024 beginnt der Innenausbau der Technik & Elektronik (Bild: Verein, Herbst 2024).
Bei der JHV am 21. März 2025 wird dem langjährigen 1. Vorsitzenden des Vereins (2014-2024), Martin Gammer, links, von seinem Nachfolger im Amt Wolfgang Kagermeier gratuliert - nach der Auszeichnung zum Ehrenmitglied (Bild: Verein, 21.03.2025).
Im Frühjahr 2025 wird alles für die Eröffnung vorbereitet (Bild: Verein, 28.03.2025).
Pünktlich zum "Tag der Astronomie 2025" konnte die neue Sonnen-Sternwarte am 29. März 2025 von Landrat Franz Löffler feierlich eröffnet werden, in Anwesenheit des Stifter-Ehepaars von Deuster, Chameraus Bürgermeister Stefan Baumgartner und des MdL Dr. Gerhard Hopp. Wenn auch das Wetter die Beobachtung des astronomischen Groß-Ereignisses des Tages - der partiellen Sonnenfinsternis - nur für wenige Minuten zuließ, bewies das neuste Observatorium am Roßberg in den folgenden Monaten seinen Nutzen und der Besucherandrang übertraf alle Erwartungen.
v.l.: Dr. Eckart von Deuster, Bürgermeister Stefan Baumgartner, MdL Dr. Gerhard Hopp, 1. Vorsitzender Wolfgang Kagermeier und Landrat Franz Löffler (Bild: Verein, 29.03.2025)
Das neue Sonnen-Observatorium im Einsatz (Bild: Verein, 29.03.2025)
Doch das Engagement der Mitglieder der "Sternwarte Roßberg e.V." ruht nicht - Treppen und Geländer zur Absicherung und praktischeren Nutzung und Verbindung der einzelnen Gebäude wurden im Sommer 2025 angepackt, komplett aus Vereinsmitteln und an den freien Samstagen der Mitglieder.
Gerade die vielen jüngeren Besuchergruppen profitieren von den Geländern - ebenso die Großen (Bild: Verein, Sommer 2025).
Das Gelände der Sternwarte Roßberg sieht immer professioneller aus (Verein, Sommer 2025).
Noch rechtzeitig vor dem Herbstwetter konnte auch ein Unterstand auf der Beobachtungsterrasse errichtet werden, der den Hobby-Astronom*innen und deren Equipment bei zu starker Sonne oder einsetzendem Regen Schutz gewährt.
Feuertaufe bestanden! (Verein, Herbst 2025)
Die Astrofotografie-Sternwarte (Rossberg IV) nimmt Formen an (Verein, Herbst 2025)
Der Bau einer reinen Astrofotografie-Sternwarte (Rossberg IV) und weitere Ausbauten auf dem Gelände sind Vorhaben, die den Verein auch in den nächsten Monaten beschäftigt halten werden und die Sternwarte Roßberg weiter wachsen lassen wird als der Standort im Landkreis Cham für astronomische Beobachtung, der Weiterbildung für Kinder, Jugend und ältere Interessierte an Astronomie und Raumfahrt sowie ein Treffpunkt für Weltraum-begeistere Fans & Sternenfreund*innen von nah und fern.
Clear Skies!
Der Beobachtungs-Standort "Rossberg I - Rossberg III" über den Wolken des Regentals (Bild: Verein, 2024)
Entwicklung des Vereins-Logos
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| 2008 - 2014 | 2014 - 2016 | seit 2016 |
Entwurf: Florian Winterl, Shutterfox/Steinach
Der aktuelle Vorstand (seit März 2024)
v.l.: Werner Schneider (Beirat), Alfred Hofweber (2.Jgd.-Leiter), Lukas Graichen (1.Jgd.-Leiter), Georg Singer (Beirat), Martin Gammer (Ehrenmitglied & Beirat), Stefan Graichen (Kassenwart), Alois Preis (2. Vorstand & Technischer Leiter), Roland Kastner (Schriftführer), Wolfgang Kagermeier (1. Vorstand), Bild: Verein, März 2024




























